Essenziell ist ein Stoff dann, wenn wir ihn unserem Körper möglichst täglich von außen mit der Nahrung zuführen müssen, weil der Körper den Stoff nicht selbst synthetisieren kann. Bei dem Spurenelement Selen ist das genau der Fall. Obwohl jede unserer Zellen Selen benötigt, verfügt unser Organismus insgesamt nur über fünf bis 15 Milligramm davon.

In den Böden ist der Selengehalt sehr spezifisch, woraus sich zum Teil große regionale Unterschiede ergeben. In Deutschland verfügen die Menschen mit circa 6,6 mg eher über eine kleinere Menge an Selen, weshalb es hierzulande nicht selten zu Selenmangel Symptomen kommt. Anders ist es in den USA, wo sich jeder Bürger an bis zu 20 mg Selen in seinem Körper erfreuen kann.

Viele Organe könnten ohne Selen nicht arbeiten

Die Selenkonzentration ist im Körper mitnichten gleichverteilt. Die höchsten Selenkonzentrationen befinden sich in unseren Nieren, die geringsten im Gehirn. Um dies besser verstehen zu können, möchten wir kurz auf das Element Selen eingehen.

Das chemische Element Selen

Entdeckt wurde das Nichtmetall mit dem chemischen Zeichen Se im Jahre 1817 von dem schwedischen Chemiker Jens Jakob Berzelius, der sich bei der Namensgebung an der griechischen Mondgöttin Selene orientierte. Die Eigenschaften des Chalkogens, was als Erzbildner übersetzt werden kann, ähneln jenen von Tellur oder Schwefel. Im Jahre 1957 wurde herausgefunden, dass Selen ein essenzielles Spurenelement ist, und in den 1970er-Jahren wurden Selenmangel Symptome als solche von der Medizin überhaupt erst wahrgenommen.

Als Bestandteil der Aminosäure Selenocystein wird Selen in Proteine eingebaut. Dass Selen für unsere Gesundheit von sehr großer Bedeutung ist, zeigt sich auch daran, dass mit Stand November 2020 mehr als 36.000 Publikationen über die Wirkmechanismen von Selen vorliegen.

Warum ist Selen für uns so wichtig?

Selen übernimmt vor allem antioxidative Funktionen. Neben Superoxiddismutase und Katalase gehört das Selenprotein Glutathionperoxidase zu den drei wesentlichen Komponenten der antioxidativen Abwehr. Darüber hinaus ist Selen für unsere Schilddrüse, das Immunsystem und das Gehirn unverzichtbar. Zu den besonders gefährlichen Selenmangel Symptomen gehört die Kardiomyopathie. Bei Männern kann durch Selenmangel die Spermienproduktion so weit eingeschränkt sein, dass es zu Unfruchtbarkeit kommen kann.

Selenmangel Symptome im Zusammenhang mit dem Immunsystem

Zwischen der TH1- und TH2-Immunantwort herrscht normalerweise ein Gleichgewicht. Bei Selenmangel gerät dieses durcheinander mit der Folge, dass es zu Allergien und Autoimmunerkrankungen kommen kann. Damit einher geht ein Verlust an Widerstandskraft des Immunsystems gegen Viren, Bakterien, Pilze und Tumorzellen. Man könnte auch sagen, dass sich ein Selenmangel so auswirkt, als würden krankmachende Keime aggressiver werden.

Als erste Maßnahme gegen derartige Selenmangel Symptome ist hoch dosiertes Natriumselenit zu empfehlen, weil dadurch die TH1-Immunantwort unmittelbar verstärkt wird.

Selen und Impfungen

Damit eine Impfung den erhofften Erfolg mit sich bringt, muss eine intakte Immunantwort vorliegen. Durch mehrere Studien ist belegt, dass die Effizienz von Grippeimpfungen bei älteren Menschen geringer ausfallen kann, wenn eine nachlassende Immunantwort vorliegt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Erkenntnis direkt auf Impfungen gegen COVID-19 übertragen werden kann.

Eine weitere Doppelblind-Studie hat den Effekt eines niedrigen Selenstatus bei Polio-Impfungen untersucht. Dabei wurden 66 erwachsene Teilnehmer in drei Gruppen eingeteilt. In Gruppe 1 erhielten die Probanden 100 μg Natriumselenit pro Tag, in Gruppe 2 nur 50 μg und Gruppe 3 wurde mit Placebos abgespeist.

Das Ergebnis war eindeutig. Das Natriumselenit beförderte das Immunsystem, sodass die Poliovirus-Clearance nach der Impfung deutlich verbessert war. Die stärkere Immunantwort der Th1-Lymphozyten galt sogar noch für eine spätere Polioimpfung mit Lebendimpfstoff.

Selen ist auch wichtig für die Schilddrüse

Dieses Organ braucht und enthält besonders viel Jod und Selen. Daher macht sich ein relativer Selenmangel hier sehr stark bemerkbar. Selenproteine sind für die Bildung
des aktiven Schilddrüsenhormons T3 unverzichtbar. Zudem unterstützt Selen die Rückführung des dabei entstehenden Wasserstoffperoxids.

Die durch die Schilddrüse produzierten Hormone steuern viele Prozesse im Körper, so zum Beispiel:

• Energie- und Knochenstoffwechsel
• Verdauung
• Herz-Kreislaufsystem
• mentale beziehungsweise psychische Verfassung

Daher werden viele ganz unterschiedliche Selenmangel Symptome durch eine unzureichende Funktion der Schilddrüse ausgelöst, deren Gewebe bei dauerhaftem Selenmangel sogar zerstört wird.

Unfruchtbarkeit bei Männern durch Selenmangel

Unser Körper verfügt in jeder Hinsicht über beachtliche Dynamiken. Dies äußert sich unter anderem darin, dass er sich sehr darum bemüht, die Selenversorgung dort zu gewährleisten, wo sie unbedingt erforderlich ist. Eine besonders hohe Priorität erfahren diesbezüglich das Gehirn und die Hoden.

Spermienproduktion ist ohne Selen undenkbar, wenn es um Spermien geht, die auch funktionieren sollen. Ihre Qualität steht und fällt mit dem Selenangebot. Ist Letzteres nicht ausreichend gewährleistet, kann beim Mann Unfruchtbarkeit eintreten. Wer mit einem solchen Szenario konfrontiert ist, sollte als erste einfache Maßnahme unbedingt die Einnahme eines entsprechenden Nahrungsergänzungsmittels in Erwägung ziehen. Falls die Unfruchtbarkeit eine andere Ursache hat, kann zusätzliches Selen auf keinen Fall schaden.

Selen als Booster fürs Gehirns

Unser Gehirn beinhaltet nur circa 2,3 Prozent des Selens in unserem Körper. Wird ihm von dieser kleinen Menge etwas entzogen, zieht das Gehirn diesen wichtigen Stoff von anderen Organen, die Selen ebenfalls dringend benötigen, ab. In der Folge vermindert sich die Aktivität von Glutathionperoxidase sogleich um 90 Prozent, einem Selenprotein, das einen wichtigen Beitrag für den Abbau von oxidativem Stress in der Leber leistet. Auf diese Weise wird gewährleistet, dass sich die Aktivität der Glutathionperoxidase in den auf oxidativen Stress sehr empfindlich reagierenden Zellen im Gehirn maximal um circa zehn Prozent reduziert.

Kognitive Tests mit älteren Menschen lieferten in der Tat immer dann schlechte Ergebnisse, wenn bei ihnen ein niedriger Selenstatus vorlag. Auf der anderen Seite der Altersskala ist ein ähnlicher Effekt zu verzeichnen. Der Fötus braucht für die Entwicklung des Gehirns aktives Schilddrüsenhormon von seiner Mutter, weil er diese Stoffe noch nicht selbst herstellen kann. Zur Aktivierung von Schilddrüsenhormonen werden bestimmte Selenproteine gebraucht. Es ist daher sehr wichtig, dass schwangere Frauen ausreichend mit Selen versorgt werden, um die Voraussetzung dafür zu schaffen, dass die kognitive Entwicklung ihrer Babys einen normalen Verlauf nehmen kann.

Welche Nahrungsmittel enthalten relativ viel Selen?

Es ist vor allem die Zusammensetzung des Bodens, die darüber bestimmt, ob die Pflanzen und Tiere, die dort leben, ausreichende Mengen an Selen aufnehmen. Darüber hinaus lässt sich grob feststellen, dass eiweißreiche Nahrung mehr Selen bereitstellt als beispielsweise eine rein vegane Ernährungsweise, da das Element Selen im Wesentlichen in Proteinfraktionen steckt. Aus diesem Grunde enthalten Nahrungsmittel wie Fleisch, Innereien, Fisch und Nüsse relativ viel Selen. An dieser Stelle sei unbedingt auf die Paranuss verwiesen, jede einzelne Nuss dieser Sorte enthält bereits 70 bis 90 µg Selen. Doch: Paranüsse enthalten Selenmethionin, eine Verbindung die im Austausch gegen unsere Aminosäure Methionin ins Gewebe eingelagert wird. Sprich: Das in Paranüssen enthaltene Selen kann nur schlecht für den Stoffwechsel zur Verfügung gestellt werden. Deshalb ist die Einnahme einer Selenverbindung günstiger, die dem Stoffwechsel zu 100% zur Verfügung steht: Natriumselenit ist deshalb das Selen der Wahl. 

Aber auch die Randbereiche von Getreidekörnern sind wertvolle Selenlieferanten. Durch deren Verarbeitung zu Weißmehl geht jedoch ausgerechnet der größte Teil des Selens verloren.

Zusammenfassung der Erkenntnisse zum physiologischen Zellschutz durch Selen

• Zellschutz: Als Bestandteil der Glutathionperoxidase übernimmt Selen eine wichtige Funktion als Antioxidans. So schützt Selen die Zellmembranen, die Erythrozyten und die DNA vor oxidativen Schäden.
• Schilddrüse: Selen ist ein wichtiger Cofaktor für die Bildung aktiver Schilddrüsenhormone, die den Grundumsatz, die Zellaktivitäten, ihre Differenzierung und ihr Wachstum steuern.
• Immunsystem: Selen unterstützt die humorale und zelluläre Immunität, indem es Beiträge leistet für die Antikörperproduktion, die Lymphozytenproliferation, die Interferonsynthese, die Zytokinproduktion sowie für die Regulation der zytotoxischen NK- und T-Zellen.
• Tumorprävention: Die Stärkung der Immunabwehr wirkt sich antikanzerogen aus, indem Selen eine wachstumshemmende und zugleich zelltodfördernde Wirkung auf entstehende Tumorzellen entfaltet.
• Entgiftung: Selen trägt zur Bindung von Schwermetallen bei, die auf diese Weise leichter aus dem Körper ausgeleitet werden können. Überdies schützt Selen besonders effektiv die Leberzellen.
• Haare und Nägel: Selen ist geradezu ein Motor für den Schutz, den Erhalt und das Wachstum der Haare und der Nägel.

Selen kann vor schweren COVID-19-Verläufen bewahren

Insbesondere bei einer Infektion mit Sars-CoV-2, die zu akutem Lungenversagen, Acute Respiratory Distress Syndrome (ARDS), führen kann, muss ein Selenmangel um jeden Preis vermieden werden. Es wurde inzwischen wissenschaftlich nachgewiesen, dass gerade bei COVID-19 ein Selenmangel mit einem erhöhten Mortalitätsrisiko assoziiert ist.